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schichten und verdichten – critical mass x

Ein aufgehellter, fast unscharf erscheinender fotografischer Hintergrund, die Momentaufnahme einer aufgelassenen Stadtlandschaft definiert die scheinbaren Bildgrenzen. Schutt und Abraum, ein Moment mitten in einem Abriss, eine zerstörte Stadtsituation in Nahaufnahme füllen das Bild an der Galeriewand. Die Mitte der Komposition definiert eine kreisrunde, schwebende Form sowie ein Mosaik aus wiederum fotografischen Detailaufnahmen wie zu einem Edelstein gruppiert und die Inszenierung der Künstlerin in der Geste eines Kreuzes, in der Form eines X, das als Chromosom bekanntermaßen den kleinen Unterschied ausmacht. Der pastellfarbener Hintergrund, die durchscheinende Kreisform, das räumliche Mosaik und die inszenierte Geste verschmelzen zu einem Bildkomplex und bleiben doch durch ihre unterschiedliche Beschaffenheit und Anordnung im Raum als einzelne Bildschichten erfahrbar.

Die griechische Initiale X (Chi) steht in der Mathematik in einer Gleichung für eine unbekannte Größe, wir erkennen das Andreaskreuz am Bahnübergang als Warnung, als altnordisches Schriftzeichen im Runenalphabet steht die Hagal-Rune als Symbol für die Schöpfungskraft des Weltalls und als Vermittler zwischen Mikro- und Makrokosmos. Sie verleiht Schutz und spirituelle Kräfte, dient zur positiven Verbundenheit mit den erhaltenden Kräften des Kosmos.

Als Monogramm der Weiblichkeit schreibt sich die Künstlerin selbst in den Bildmittelpunkt ein, verbindet die sie umgebende Bildwelt und ihre Ausdruckskräfte. Das Andreaskreuz ist eines der Grundprinzipien in Fachwerkskonstruktionen, z.B. rechteckige Formen werden durch schräge Stäbe ausgesteift, damit sie sich nicht verformen können, nehmen die Horizontalkräfte in der Ebene des Elementes auf. Das performative X vereinigt Kräfte, Aussagen und Bildschichten in einer symbolträchtigen Handlung, sinnbildhaftes Zeichen, zeichenhaften Mitteilung, die übertragen auf das X-Chromosom den kleinen Unterschied in unserer Welt beschreibt.

(Text Katja Waldhauser) 2016